Barbe

Die Barbe ist eine wichtige Leitart für die sandgeprägten Tieflandbäche. Sie kommt in Bereichen mit kiesigem Grund vor und meidet monotone Flussprofile. Insgesamt sind die Habitatansprüche der Barbe komplex. Das Vorkommen wird durch variationsreiche Wassertiefen und Strömungen und grobe Substrate mit Ufervegetation gefördert (Baras & Cherry 1990).

Habitatansprüche

Barben wandern zum Laichen Distanzen zwischen 200 Metern und 22 Kilometern (Ovidio et al. 2007). Das Laichhabitat sind flache, schnell überströmte kiesige Bereiche (Kiesrauschen), in denen Weibchen in Laichgruben mehrfach laichen. Bevorzugt werden dabei sauerstoffreiche, klare Gewässerabschnitte und Mündungen von Nebenflüssen. Barben benötigen eine Gewässertiefe von etwa 20 – 40 cm zum Laichen und strömungsärmere Kolke werden als Ruhe- und Sammelplätze genutzt (Flussgebiete.nrw o.A.).

Im Larvenstadium halten sich die Barben an durchströmten Uferbereichen, flachen, sonnenexponierten Kiesbänken auf.  Neben kiesigem Substrat leben die Larven und Juvenile auch in Bereichen mit hohem, überflutetem terrestrischen Vegetationsbestand und die Larvendichte nimmt mit zunehmendem Deckungsgrad überfluteter terrestrischer Vegetation zu (Flussgebiete.nrw o.A.).
Die Jungfische finden sich auch in strömungsberuhigteren Buchten und stärker überströmten Kiesbänken und Steinschüttugen als Sekundärhabitat. Im Jungfisch- und Larvenstadium nutzen Barben nur ganzjährig angebundene Auengewässer und sind nicht abhängig von Auen (Baras 1997). 

Adulte Barben schwimmen in Schwärmen und haben komplexe Habitatansprüche. Durch eine hohe Mobilität können die Präferenzen jedoch von den Barben kompensiert werden. Allgemein leben Barben in schnell strömenden Bereichen mit grobem Substrat. Die ausgewachsenen Barben sind tagsüber passiv in tieferen Gewässerbereichen. Dies können Pools oder ins Wasser ragende Ufervegetation und Kolke sein. Nachts halten sie sich in flachen Bereichen für die Nahrungsaufnahme auf, meist in kleinen Pools, Gleiten, Riffeln und Schnellen (Baras 1997). Durch ihr unterständiges Maul haben Barben einen hohen Spezialisierungsgrad auf Zoobenthos als Nahrung (Spindler 1977). Adulte Barben sind aumeidend und haben eine sehr schwache bis keine Bindung an Auhabitate (Flussgebiete.nrw o.A.).

Geeignete Maßnahmen

Um das Vorkommen der Barben zu erhöhen, sollten die Gewässerabschnitte durch eine Durchgängigkeit des Gewässers zugänglich sein, sodass Laichhabitate bei der Laichwanderung erschlossen werden können (Dumont et al. 2005). Darüberhinaus sind strömungsreiche Bereiche und Kiesrauschen ein wichtiges Reprodutkions-, Jungfisch- und Adulthabitat. Daher sollten wenn notwendig Sohlanhebungen und Kiesrauschen oder Riffel geschaffen werden. Da sich Barben Larven und Juvenile gerne an überfluteter terrestrischer Vegetation aufhalten, können außerdem Uferrandstreifen und Gehölzsaume zur Verbesserung der Habitatbedingungen beitragen.  Auch eine naturnahe Linienführung führt zu ausreichend strömungsreichen Gewässerbereichen, die Barben besiedeln können. 

Literatur

Baras, E. (1997). Environmental determinants of residence area selection by Barbus barbus in the River Ourthe. Aquatic Living Resources 10, 195-206.

Baras, E. & B. Cherry (1990). Seasonal activities of female barbel Barbus barbus (L:) in the River Ourthe (Southern Belgium), as revealed by radio tracking. Aquatic Living Resources 3, 283-294.

Flussgebiete.nrw (o.A.). Anhang IV. 3: Habitatansprüche der Fischarten (Teil1). https://www.flussgebiete.nrw.de/system/files/atoms/files/anhang_iv.3_habitatansprueche_fische_teil1.pdf.

Ovidio, M., Parkinson, D., Philippart, J.-C. & E. Baras (2007). Multiyear homing and fidelity to residence areas by individual barbel ( Barbus barbus). Belg. J. Zool. 137, 183-190.

Schneider, J. & E. Korte (2005). Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische. Empfehlungen für die Lebensraumentwicklung zur Erreichung eines guten ökologischen Zustands gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie. – Gemeinnützige Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung (GFG) mbH, Hrsg., Mainz.

Spindler, T. (1997). Fischfauna in Österreich – Ökologie, Gefährdung, Bioindikation, Fischerei, Gesetzgebung. Bundesminesterium für Umwelt  87, Wien.

Quellverweis Bild: Landesfischereiverband Bayern e.V.. Online unter: https://lfvbayern.de/lexikon/barbe

 

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