Querbauwerke
Die ökologische Durchgängigkeit von Fließgewässern ist in der WRRL als Zielvorgabe festgelegt. Querbauwerke sind künstlich eingebrachte, quer zum Gewässerbett verlaufende Strukturen, die diese Durchgängigkeit primär verhindern. Sie können erhebliche Auswirkungen auf die Besiedlung des Gewässers haben und sollten daher bei der Renaturierung priorisiert werden.
Querbauwerk am Schlautbach
Großen Maßnahme, priorisierte Maßnahme
Durchführung
Um die Durchgängigkeit eines Gewässers wieder herzustellen, müssen vorhandene Querbauwerke saniert werden. Dabei besteht die Möglichkeit Querbauwerke zurückzubauen. Es kann ein vollständiger oder teilweiser Rückbau erfolgen oder das natürliche Gewässerbett kann wieder hergestellt werden. Kann das Bauwerk nicht entfernt werden, sollten Schutzmaßnahmen für abwandernde Fische an Entnahmebauwerken und Wasserkraftanlagen umgesetzt werden. Ist ausreichend Fläche verfügbar, kann die ökologische Durchgängigkeit des Absturzes oder Wehres mit einem Umgehungsgerinne realisiert werden, welches den Fischen und Wirbellosen den Auf- und Abstieg ermöglicht und damit das Wiederbesiedlungspotential der umliegenden Gewässerabschnitte erhöht. Bei einer geringen Flächenverfügbarkeit kann eine technische Fischaufstiegshilfe angelegt werden, die für Fische die Durchgängigkeit ermöglicht. (MULNV NRW o.A.; Umweltbundesamt o.A.). Durch die Fischaufstiegshilfen können beispielsweise Bachforellen während der Laichzeit in flussaufwärts gelegene Laichhabitate wandern und somit kann sich die Population über den Gewässerverlauf ausbreiten (Waterstraat 2001). Sind bereits Anlagen zur Verbesserung der Durchgängigkeit vorhanden, können diese optimiert werden. Zum einen sollte die Auffindbarkeit der Auf- und Abstiegshilfen für die Organismen gesteigert werden. Zum anderen können Fischtreppen durch eine erhöhte Lockströmung verbessert werden (MULNV NRW o.A.).
Ähnliche Maßnahmen
Nutzen
Allgemein ist durch Querbauwerke im Gewässer die Durchgängigkeit für die Fische und das Makrozoobenthos nicht gegeben. Die eingeschränkte Durchgängigkeit verhindert die Besiedlung umliegender Gewässerabschnitte und damit auch die Strahlwirkung von Strahlursprüngen. Daher ist das Entfernen von Querbauwerken oder der Bau von Umgehungsgerinnen und Fischaufstiegshilfen bei einer ganzheitlichen Aufwertung eines Gewässers und der Renaturierung nach dem Strahlwirkungskonzept zu priorisieren. Anderenfalls können Querbauwerke die Wirksamkeit von Renaturierungsmaßnahmen stark beeinflussen, da ein Gewässerabschnitt, der durch Querbauwerke eingegrenzt ist, nur ein sehr geringes Wiederbesiedlungspotenzial hat.
Querbauwerke beeinflussen besonders Wanderfische, da die Wanderung in die Laichhabitate eingeschränkt ist, wodurch es zur Reduzierung der Bestände kommt. Darunter fallen für Tieflandbäche die Arten Bachforelle, Barbe, Döbel und Quappe (Dumont et al. 2005). Des Weiteren können Querbauwerke die Durchwanderbarkeit flussabwärts einschränken. Zwar können Fische die Barrieren zumeist überwinden, jedoch kann es zu Verletzungen kommen. Abhängig von den Fischarten kann es bereits bei geringen Absturzhöhen oder durch Kollision mit dem Untergrund zu Verletzungen kommen (Dumont et al. 2005)
Darüber hinaus verändern große Querbauwerke die Hydromorphologie des Gewässers. Staubereiche oberhalb des Querbauwerks können zu einem höheren Prädationsdruck durch eine veränderte Artzusammensetzung führen. Dies kann besonders zu einer Verringerung des Bestandes von Friedfischen führen. Die geringe Fließgeschwindigkeit oberhalb großer Querbauwerke kann dazu führen, dass rheophile Arten, die auf eine hohe Strömungsgeschwindigkeit angewiesen sind, wie beispielsweise Barbe und Hasel, die Gewässerabschnitte nicht mehr besiedeln können. Gleichzeitig bietet ein durch ein Querbauwerk geprägter Gewässerabschnitt zwar einen Lebensraum für adulte Döbel oder Hasel, jedoch bietet der Abschnitt kein Reproduktionshabitat, wodurch die Besiedlung von den Zuwanderungsmöglichkeiten abhängt. Zudem werden die Lebensräume bodenorientierter und kieslaichender Fischarten und Wirbelloser beeinträchtigt. Querbauwerke beeinflussen außerdem die Artgemeinschaft der Wirbellosen. Durch sedimentierendes Feinsubstrat, veränderte Temperaturen und mögliche Sauerstoffdefizite ist die Gegenstromwanderung für Makrozoobenthos massiv erschwert. Dadurch sinkt in diesen Bereichen des Gewässers die Artenvielfalt und die Artengemeinschaft entspricht nicht dem jeweiligen Fließgewässertypen, da die Habitatbedingungen stark von dem natürlichen Zustand abweichen (Dumont et al. 2005).
Insgesamt sind Gewässerabschnitte mit großen Querbauwerken von einer verarmten Artenvielfalt gekennzeichnet. Daher entspricht die Gewässerbewertung nach der WRRL in diesen Abschnitten zumeist nicht dem guten ökologischen Zustand bzw. Potenzial (Dumont et al. 2005).
Strahlwirkungsanalyse an der Münsterschen Aa
Im Rahmen unserer Strahlwirkungsanalyse haben wir Querbauwerke identifiziert und durch die Analyse unserer Daten der Fisch- und Makrozoobenthosebeständen, der Gewässerchemie und der Gewässerstruktur, priorisierte Maßnahmen für die Aufwertung der Münsterschen Aa erarbeitet. Weitere Informationen zu entsprechenden Querbauwerken finden sie unter unter den jeweiligen Abschnitten der Münsterschen Aa.
→ Strahlwirkungsanaylse an der Münsterschen Aa
Literatur
Dumont, U., Anderer, P., & Schwevers, U. (2005). Handbuch querbauwerke. Düsseldorf (Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und ländlichen Raum NRW).
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (o.A.). Durchgängigkeit und Querbauwerke. https://www.flussgebiete.nrw.de/durchgaengigkeit-und-querbauwerke-7387
Umweltbundesamt (o.A.). Renaturierungsmaßnahmen zur Verbesserung des Gewässerzustandes. https://www.umweltbundesamt.de/renaturierungsmassnahmen-zur-verbesserung-des#massnahmen-zur-renaturierung-von-fliessgewassern-
Waterstraat, A. (2001). Einfluß von Querverbauungen und einer Fischaufstiegshilfe auf die Raumnutzung und Laichplatznutzung adulter Bachforellen Salmo trutta fario L. in der Nebel. Verhandlungen der Gesellschaft für Ichthyologie Bd. 2, 167-182.
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