Kiesrausche- & depot
Durch den intensiven Gewässerausbau der vergangenen Jahrhunderte wurde vielen Flüssen der natürliche Kies entzogen. Infolgedessen verschlechterten sich die Laichbedingungen vieler Fischarten und der Lebensraum vieler Wirbelloser.
Kleine Maßnahme, Maßnahme ohne Eingriff in den Gewässerverlauf
Durchführung
In natürlichen Tieflandbächen gehört Kies zu den wichtigen Substraten und die Ausbildung von Kiesbänken ist charakteristisch. Um die in Folge der Begradigungen verlorenen kiesgeprägten Strukturen wieder in Tieflandbäche einzubringen, können Kiesrauschen oder Kiesdepots in die Gewässersohle eingerichtet werden.
Kies bildet neben Totholz ein wichtiges Strukturelement in Gewässern und stellt für viele Organismen einen Lebensraum dar. In einem natürlichen strukturreichen Gewässer sind Kolke und Furten prägende hydromorphologische Strukturen. Kies ist ein typisches Sohlmaterial für Furte. Diese kiesigen Furten sind flache Zonen, die zumeist stark von Strömung überspült und dadurch sehr sauerstoffreich sind. Sie können auch als Kiesrausche bezeichnet werden.
Soweit Kies in der Sohle vorhanden ist, sollte die natürliche Entwicklung von Kiesrauschen gefördert werden. Das Einbringen eines Kiesdepots oder einer Kiesrausche ist besonders in strukturarmen Gewässerabschnitten sinnvoll, wenn die natürliche Entwicklung der morphologischen Strukturen nicht initiiert werden kann. Der Erfolg von künstlich eingebrachtem Kies kann von verschiedenen Faktoren abhängen. Zum einen schränkt die Durchlässigkeit des Gewässers die zu erwartenden Verbesserungen ein, da Fische ggf. nicht zu den neu entstehenden Laichhabitaten wandern können. Zum anderen können Kiesrauschen nur bestehen bleiben, wenn die Strömungsgeschwindigkeit groß genug ist, um übermäßige Ablagerung von Feinsediemten und eine Kolmatierung zu verhindern. Zudem verbessert sich der Durchfluss im Interstitial und durch die Umlagerung des Kieses wird ein Algenbewuchs minimiert, sodass die Kiesrausche langfristig erhalten bleibt (Langhaus et al. 2017).
Ähnliche Maßnahmen
Geeignet für die Umsetzung von
Nutzen
Kiesrauschen stellen für viele kieslaichende Fische ein wichtiges Laichhabitat dar und juvenile Fische finden in strömungsärmeren Randbereichen einen wichtigen Lebensraum. Für einige Fischarten sind Kiesstrukturen obligatorisch und damit für die Reproduktion der Arten notwendig. Zu diesen Fischarten gehören unter anderem die Leitarten Bachforelle, Barbe und Barsch. Darüber hinaus stellt Kies ein wichtiges (aber nicht zwingend notwendiges) Habitat für die Groppe dar. Kies lässt sich außerdem in Feinkies aufteilen, welches ebenfalls ein wichtiges Laich- Juvenil- und Adulthabitat für verschiedene Fischleitarten ist. Dazu gehören Döbel, Dreistachliger Stichling, Gründling, Quappe, Schmerle und Steinbeißer (Flussgebiete.nrw o.A.). Im Rahmen des EUfMAa Projektes wurde eine Kieseinbringung, die als kleinst Maßnahme am Schlautbach umgesetzt wurde beprobt, um die Entwicklung der Fischartzusammensetzung nach der Renaturierung zu prüfen. Die Maßnahme führte zur vermehrten Reproduktion der Groppe. Mehr dazu finden sie auf der Seite des entsprechenden Abschnittes des Schlautbachs unter →Schlautbachmündung. Abgesehen von vielen Fischarten ist Kies auch einen wichtigen Lebensraum für das Makrozoobenthos/ aquatische Wirbellose. Kiesrauschen sind für strömungsliebendes Makrozoobenthos aufgrund des hohen Sauerstoffanteils im Wasser und der hohen Strömungsgeschwindigkeit einen Hauptlebensraum (Schattmann 2014).
Leitarten, die von der Maßnahme profitieren
Literatur
Flussgebiete.nrw (o.A.). Anhang IV. 3: Habitatansprüche der Fischarten (Teil1). https://www.flussgebiete.nrw.de/system/files/atoms/files/anhang_iv.3_habitatansprueche_fische_teil1.pdf
Langhaus, S.D., Geßner, J. & C. Wolter (2017). Fließgewässer effizienter renaturieren: Neue Planungshilfe optimiert Kosten und Nutzen für Biodiversität. Wasser und Boden. Korrespondenz Wasserwirtschaft 2017 (10), 3. https://plattform-renaturierung.ch/wp-content/uploads/2018/03/KW_2017-10-Nr.3-Langhans-S.-D.-et-al._Fliessgewaesser-effizienter-renaturieren-S.-151-156.pdf
Schattmann, A. (2014). Ökologische Wirksamkeit von Renaturierungsmaßnahmen an einem Tieflandfluss: Reaktion von Hydromorphologie, Makrozoobenthos und Uferfauna. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:464-20140715-110702-0.
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